Vertrauen in die Gemeinde

Grußwort von Egon Bahr:

Portrait von Egon Bahr

Egon Bahr (geboren 1921) ist einer der Architekten von Willy Brandts Ostpolitik Er war in den 70er Jahren zunächst Kanzleramts- und dann Entwicklungshilfe-Minister. Im Bundestag vertrat er den Wahlkreis Flensburg-Schleswig. 1977 war er als Bundesgeschäftsführer der SPD Gast auf der Gründungsversammlung des Orstvereins Borgwedel.

30 Jahre umfasst die Geschichte unseres Ortsvereins. Er kann mit Genugtuung auf seine Erfolge zurückblicken. Denn dazu gehört nicht zuletzt, das erworbene Vertrauen in der Gemeinde, das über die Partei hinausreicht; sonst wäre Uwe Jensen 1998 nicht zum Bürgermeister gewählt worden.Ein Punkt hat sich nicht verändert: Wie 1977 steht die SPD wieder vor einem Bundesparteitag, abermals in Hamburg.

Wieder wird dabei die Kernenergie eine wichtige Rolle spielen. Nachdenklich muss es machen, dass es in diesen 30 Jahren weltweit nicht gelungen ist, das Entsorgungsproblem zu lösen. Diese Last für die Menschheit liegt vor uns, auch vor unserem Land.Sie abzutragen, wird nicht nur schwierig, sondern auch kostspielig werden. Aber hinzugekommen ist die Bedrohung unseres zivilisierten Lebens durch die Klimaveränderung. Sie ist das überragende große Problem im neuen Jahrhundert. Seine
Dimensionen dringen erst langsam in das Bewusstsein der Regierungen wie der Menschen. Es wird nicht durch ungehemmte Marktwirtschaft zu lösen sein.

Neue Partnerschaften zwischen alten Gegnern werden sich bilden; Amerika wird
genauso bedroht und betroffen wie Russland. Welche Emissionen bis wann und wie hoch reduziert werden müssen, sind für den Normalbürger, der ich in diesem Falle auch nur bin, nicht besonders erleuchtend. Alarmieren muss die Feststellung der internationalen Wissenschaft, dass in den nächsten acht bis zehn Jahren große Anstrengungen erforderlich sind, damit der Anstieg der Erwärmung wenigstens gestoppt werden
kann, bevor sie unkorrigierbar wird. Das ist ein Zeitraum, der etwa nur die Hälfte so lang ist, wie die Deutsche Einheit dauert. Ob die Menschheit in dieser kurzen Zeitspanne das notwendige schmerzhafte Umdenken schafft, ist mindestens zweifelhaft.

Unsere Partei darf sich die Meinungsführung für dieses Thema nicht nehmen lassen. Es wird wahrscheinlich 2009 nicht wahlentscheidend sein; aber es kann schon 2013 wahlentscheidend werden. In der Person von Sigmar Gabriel haben wir einen Bundesminister für den Gesamtkomplex, der sich auch international Ansehen erworben hat und der nicht nur die Unterstützung der Kanzlerin, sondern unserer Partei verdient.

Ich wünsche dem Ortsverein weitere Erfolge und bedauere, am
13. Oktober nicht kommen zu können.

In alter Verbundenheit

Egon Bahr